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100 Jahre Jugendherbergen in der Schweiz
Aus Treffpunkt vom 08.04.2024. Bild: Jugendherbergen Schweiz / Michel van Grondel
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Jugendherbergen Warum eine 85-Jährige bis heute in Jugis übernachtet

Iris Gauckler war schon in Stockholm, Tibet oder Neuseeland. Und hat stets in Jugendherbergen geschlafen. Bis heute.

Iris Gauckler liebt das Reisen. Bis heute hat die 84-Jährige die Welt bereist – und immer nur in Jugendherbergen geschlafen. Ihre erste Reise unternahm sie, als sie 18 Jahre alt war. Sie erzählte ihrer Mutter, dass sie allein nach Stockholm wollte. Sie erlaubte es ihr – aber nur unter der Bedingung, nur in Jugendherbergen zu übernachten. «Ich habe erst danach gemerkt, wieso sie das gesagt hat. In Jugendherbergen musste man um 22 Uhr im Zimmer sein», sagt Gauckler und lacht. Und da sie kein Geld hatte, reiste sie per Autostopp. So schaffte sie es nach Stockholm.

Das war erst der Anfang von Iris Gaucklers Reiselust. Bis heute hat sie etliche Länder bereist. Von Schweden, zu Russland, Tibet, Thailand und bis nach Neuseeland. Bis heute war sie noch nie in einem Hotel. «Was soll ich in einem Hotel? Das ist ein Luxus, den ich nicht brauche», sagt sie. Sie lebe lieber einfach. Darum schläft die 84-Jährige lieber in Jugis. Ihr gefalle, dass man in einer Jugi ein ganz normales Leben lebe und man immer wieder neue Leute kennenlerne: «Ich bin überzeugt, dass ohne diesen Austausch meine Reisen nie so spannend gewesen wären.»

Heute mehr ältere Leute in Jugis

Im Massenschlag übernachtet Gauckler heute nicht mehr, lieber in einem Frauen-Vierbettzimmer nahe der Türe. So müsse sie niemanden wecken, wenn sie aufs WC wolle. Als ältere Frau unter jungen Leuten fühle sie sich nie fehl am Platz, im Gegenteil.

Was sich zu früher verändert habe, sei, dass man auch immer mehr ältere Leute in Jugis antreffe. «Heute haben viele Jugis auch Einzelzimmer, die für ältere Leute attraktiver sind», sagt Gauckler. Dass Jugis in den letzten Jahren immer moderner geworden seien, zeige sich auch an der Küche: «Heutezutage ist es auch sehr selten geworden, dass man in Jugis gemeinsam kochen kann. Das finde ich schade», sagt sie. Aber der Austausch untereinander habe sich nicht verändert.

Iris Gauckler plant bereits ihre nächste Reise. Im April möchte sie mit dem Velo nach Apulien. Leider dürfe sie ihr Velo nicht in die Fernzüge mitnehmen. «Entweder gehe ich mit den Regionalzügen oder einem Schiff», sagt sie. Und natürlich mit dem Velo.

Aber dieses Mal schläft sie nicht in einer Jugi. In Italien seien viele Jugendherbergen momentan geschlossen, da es keine Feriensaison sei. Aber auch dafür hat Gauckler einen Plan: «Ich habe vor, privat zu übernachten, bei älteren Frauen. Sie haben meist Platz, aber wenig Geld und sind oft froh um Gesellschaft.» Hauptsache nicht in ein Hotel.

Radio SRF 1, Onlinetalk, 5.4.24, 15:15 Uhr;

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